Ein Missgeschick, ein heftiges Wort rutscht über die Lippen, zu spät zum Meeting erschienen: Mit einem trockenen «Tschuldigung» meint mancher, die Sache sei wieder in Ordnung, kann ja mal passieren. Was das Opfer dieser respektlosen Haltung dabei empfindet, interessiert häufig kaum.
Immerhin, die Einsicht, dass jemandem Schaden zugefügt habe, wird mit einem «Oh! Sorry!» erkennbar und ist der erste Schritt um eine Beziehung, die in Schieflage geriet, wieder ins Lot zu bringen. Aber es reicht höchstens, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Wer gegenüber jemand anderem eine Schuld auf sich lädt, kann sich nicht selbst dafür entschuldigen. Ohne sich um den angerichteten Schaden zu kümmern anzunehmen, die Schuld sei mit dem hingeworfenen «Sorry!» getilgt, grenzt an «Fahrerflucht».
«Ent-schuldigen» kann nur die Geschädigte. Um das zu erreichen, kommt man nicht darum herum, sie darum zu bitten.
Was für den Einen eine Lappalie ist, kann für die Andere schmerzhaft und verletzend sein. Je nach Umständen und Hintergrund können schon Unachtsamkeiten, Vergessenes oder lustig gemeinte Floskeln als fehlender Respekt, Beleidigung oder Aggression empfunden werden.
Die Bitte um Entschuldigung braucht oft eine Ergänzung, um Erfolg zu haben. Auch da gibt es, analog zum «Tschuldigung», eine billige Variante: «Es wird nicht wieder vorkommen». Das mag in harmlosen Fällen knapp hinkommen. «Harm», englisch, bedeutet Schaden, Verletzung. Wo Schaden entstand, jemand verletzt ist (körperlich oder psychisch), braucht es mehr:
- Zum Ausdruck bringen, dass es mir leidtut, dass ich mein Verhalten bedaure.
- Darstellen, was die Absicht war: keinen Schaden zufügen, sondern…..
- Versprechen, die entsprechende Handlung zu unterlassen.
- Eine Wiedergutmachung in Aussicht stellen, die zwar das Geschehene nicht ungeschehen machen kann, jedoch den Schaden etwas reparieren kann.
Diese Aussagen haben nur dann die gewünschte Wirkung, wenn sie ehrlich gemeint sind. Andernfalls bewirken sie das Gegenteil. Schon die kleinste Regung, der Blick zur Seite, der abfallende Tonfall und so weiter können Zweifel aufkommen lassen.
Die Betroffene kann das Geschehene verzeihen. Verzeihen bedeutet, dass man das Geschehene dem anderen und sich selbst nicht mehr vorhält. Man erinnert sich daran, man vergisst es nicht, aber man entscheidet sich in einem willentlichen Akt zu verzeihen.
Quelle: H.P Bernhardt, Kursunterlage