(Sozial)-Pädagoge MA UZH (vorm. lic.phil.I), Mediator SDM
Jupiterstrasse 42
8032 Zürich
Tel.: 079 798 51 47
sennhauser@mediation.ch
mail@roger-sennhauser.ch
www.roger-sennhauser.ch
Angebote/Schwerpunkte:
angeordnete Mediation, interkulturelle Fragen, Scheidung, Trennung, Familien, Schule, Nachbarn, Alter, Mehrgenerationenmediation und -beratung, Einzelberatung
Ausbildung
Studium der Pädagogik und Psychologie mit Lizentiat der Universität Zürich, heute MA UZH 1983 bis 1989
Kinderpsychotherapeutische Ausbildung am psychoanalytischen Seminar Zürich 1990 bis 1997
Verschiedene Fortbildungen und Fachkurse in Führungsfragen und im Kindesschutz von 2000 bis 2010
Mediationsausbildung 2010 bis 2013 im Institut für Kommunikation und Führung (IKF) in Luzern, mit Spezialisierung auf interkulturelle Kommunikation und Mediation, Mediator SDM seit 2017
Einführungskurs für Behördenmitglieder und Behördenmitgliederinnen im neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrecht in Luzern 2012/2013
Fachkurs Erwachsenenschutzrecht an der Fachhochschule für Soziale Arbeit Zürich (ZHAW) 2017
Fortbildung Trennungs- und Scheidungsmediation, IEF, 2024
Werdegang
Seit 30 Jahren in verschiedenen Feldern des Sozialbereichs tätig:
- 1990 bis 2002 im stationären sozialpädagogischen Bereich (Pflegefamilie, Heimleitung)
- 2002 bis 2012 beim Kinderhilfswerk Verein Espoir (Begleitung von Pflegeeltern wie Familienbegleiter und Familienbegleiterinnen, Leitung Abklärungsdienst)
- ab 2013 bis 2018 Behördenmitglied der KESB im Kanton Zug, u.a. zuständig für Pflegekinder- und Adoptionswesen im Kanton Zug
- 2018 bis 30.4.2024 Berufsbeistand bei der Stadt Winterthur und Mediator in eigener Praxis
- seit 1.5.2024 vollumfänglich selbständig als Mediator tätig (ca. 30 bis 40%)
Geb. 1962, geschieden, Vater von zwei erwachsenen Töchtern (Zwillingen) und Stiefvater, sechsfacher, aktiver Grossvater, sportlich, kulturell, politisch interessiert
Philosophie, Hintergrund, Sichtweise
Das Ganze ist mehr als seine Einzelteile: Dieser Leitsatz zieht sich durch mein berufliches und privates Leben. Ich war und bin interessiert am sozialen und gesellschaftlichen Leben in allen Altersstufen und darum ein Generalist, der stets versucht, das Ganze zu sehen. Mein besonderes Interesse gilt dem feinen Geflecht menschlichen Zusammenseins und all seinen Schattierungen. Dazu gehören natürlich auch Konflikte unterschiedlichster Prägung.
Meine Arbeitsweise ist geprägt durch die Haltung, dass es keine objektive Wahrnehmung und Wahrheit gibt. Wir konstruieren gemeinsame Wahrheiten. So kommen unterschiedliche Sichtweisen auf eine Sache zusammen und wir suchen gemeinsam nach Lösungen, welche für Sie stimmig sind.
Ich orientiere mich an konstruktivistischen, lösungsorientierten und dialogischen Ansätzen.
In meiner Funktion als Mediator unterstütze ich Sie im Rahmen der gemeinsamen Zusammenarbeit darin, neue Lösungswege zu beschreiten und eine verbindliche Mediationsvereinbarung abzuschliessen. Dabei sind mir faire Lösungen, Respekt und gegenseitige Wertschätzung auch in emotional belasteten Situationen besonders wichtig.
Mitgliedschaft
- Mitgliedschaft des Arbeitskreises Mediation Zürich AMZ
- Schweizierischer Dachverbands für Mediation SDM
- Institut für Mediation Zürich IfM
Organisatorisches
Ort: Jupiterstrasse 42, 8032 Zürich, Möglichkeit einer Co-Mediation mit Fachkollegen und –kolleginnen auch in andern Praxisräumen
Tarif: Fr. 180/h und gemäss Empfehlungen Richtlinien SDM
Mediationsdauer: zwischen einer und sieben Sitzungen, je nach Bedarf auch Einzelsitzungen mit Beteiligten
Sprachen: D, Sp, ev. E (in Ko-Mediation)
Schwerpunkte
- bei angeordneter Mediation
- bei Interkulturellen Fragen
- bei Neuorientierung im Alter
- bei Scheidung
- bei Trennung
- bei Trennung oder Scheidung
- Einzelberatung
- Mehrgenerationenkonflikte
- für Familien
- im Alter
- im schulischen Umfeld
- unter Nachbarn
Blog / Fachbeiträge
Vergebung und Versöhnung: Die Heilung von Beziehungen
In meiner Mediationspraxis begleitete ich in den letzten Jahren öfters Mehrgenerationenkonflikte – meistens zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern – dies in unterschiedlicher Konstellation. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass bei diesen Mediationen die Komplexität menschlicher Interaktionen und Biografien eine zentrale Rolle spielt. Im Zentrum geht es oft um emotionale Prozesse der Vergebung und Versöhnung. Diese beiden Konzepte sind eng miteinander verbunden und haben tiefe Auswirkungen auf die individuelle Lebensqualität sowie das aktuelle wie zukünftige familiäre Miteinander. In diesem Aufsatz werde ich die Bedeutung von Vergebung und Versöhnung im Rahmen einer Mediation erläutern und ihre Rolle bei der «Heilung» von Beziehungen diskutieren.
Mediation und Heilung
Heilung ist wohl ein Konstrukt, das in mediativen Verfahren eher ungewöhnlich ist und sicher mehr therapeutischen Verfahren zugeordnet wird. Dennoch ist gerade in Mehrgenerationenkonflikten von grosser Bedeutung, dass ein innerer Heilungsprozess angestossen werden kann, damit eine zukünftige und bessere Beziehungsgestaltung tatsächlich möglich wird. Die meisten Mediand:innen kommen mit dem allgemein formulierten Ziel einer «verbesserten Kommunikation» zu mir in die Mediation. Die Kommunikation wurde bisher z.B. nur rudimentär geführt. Es sind versteckte Botschaften darin enthalten. Oder jedes Mal, wenn man sich trifft, entsteht eine schlechte Stimmung, alte Geschichten und biografische Verletzungen prägen die Kommunikation etc. Die Mediand:innen möchten mit mir als Prozessbegleiter einen neuen Weg der Kommunikation und insbesondere des Miteinanders finden. Dabei steht weniger eine eigentliche Mediationsvereinbarung des zukünftigen Miteinanders im Vordergrund als oft vielmehr eine aktive Versöhnung. Zu erkennen, dass die aktuell unbefriedigende Kommunikation erst verbessert wird, wenn beide Parteien sich mit ihren persönlichen biografischen Wunden und ihrer Beziehungsgeschichte auseinandersetzen, ist dabei ein zentraler Schlüssel.
Vergebung als Weg zur inneren Freiheit
Einer der zentralen Schlüssel ist dabei die Vergebung als ein Akt des Loslassens von Groll, Wut und Ressentiments gegenüber einer Person, die uns verletzt hat. Die Kommunikation wird oft deshalb als schwierig und unbefriedigend wahrgenommen, weil sie immer wieder durch alte Beziehungsgeschichten (auf der Beziehungs- und Appellebene) belastet wird. Dies zu erkennen und sich auf den Prozess der Vergebung einzulassen, wirkt, auch wenn dies oft hochemotional ist und von beiden Seiten ausgehalten werden muss, für beide Mediand;innen befreiend. Wenn Vergebung gelingt, befreien sich die Mediand:innen von der Last negativer Emotionen. Es ermöglicht sich selbst, inneren Frieden zu finden und so destruktive Kommunikationsmuster zu durchbrechen und das Gegenüber besser zu verstehen. So erhält auch das Vis-à-Vis die Möglichkeit, seine Kommunikationsmuster zu reflektieren und allenfalls zu ändern.
Vergebung ist jedoch kein einfacher Schritt. Sie erfordert Mut, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, sich verletzlich zu zeigen. Manchmal bedeutet Vergebung nicht, dass das, was passiert ist, akzeptiert oder vergessen wird, sondern vielmehr, dass man sich entscheidet, nicht länger von vergangenen Verletzungen kontrolliert zu werden.
Meine Rolle als Mediator in diesem Teil des Mediationsprozesses ist das achtsame Begleiten im Sinne der Steuerung der Kommunikation, des Begrenzens von Verletzungen (keine Abwertungen), des Achtens auf bedürfnisorientierte Ich-Kommunikation. Diese Mediationsphase findet oft zwischen der zweiten und vierten Besprechung statt.
Versöhnung als Wiederherstellung oder Neuausrichtung von Beziehungen
Die Mediation zielt als Instrument zur Bearbeitung von Konflikten stets auf die Gegenwart und insbesondere auf die Zukunft. Es soll in Mehrgenerationenkonflikten mit gezielten Fragen, Anregungen etc. eine Basis geschaffen werden, welche bessere zukünftige familiäre Beziehungen ermöglichen. Im optimalen Fall wird diese Basis verschriftlicht in einer Mediationsvereinbarung. Ob schriftlich oder nicht ist dabei weniger entscheidend, als dass die Lösungssuche letztlich ein Akt der Versöhnung ist. Die Mediand:innen fühlen sich einander verbunden, möchten eine Beziehung pflegen, zeigen sich von ihrer verletzlichen Seite, ringen nach dem für sie stimmigen Weg. Dies gelingt nur, wenn die Vergangenheit ein Stück weit ruhen gelassen werden und so eine Versöhnung gelingen kann. Versöhnung geht über Vergebung hinaus, ist viel stärker ein interaktionaler Prozess zwischen den Mediand:innen und beinhaltet die Wiederherstellung oder Stärkung von Beziehungen nach emotionalen Verletzungen. Sie ist ein Prozess der Annäherung, des Verständnisses und des Wiederaufbaus von Vertrauen. Versöhnung erfordert oft einen offenen Dialog, in dem beide Mediand:innen mitteilen, was sie sich vom Andern wünschen, was sie selbst für eine gelingende Beziehung beizutragen gewillt sind und wo auch gewisse Grenzen liegen. Dieser Weg ist Bestandteil der zweiten Phase der Mediation zwischen der vierten und ca. sechsten (und letzten) Besprechung.
Der Weg zur Versöhnung kann langwierig sein und Geduld erfordern. Die Mediation ist dabei oft das erste Mosaiksteinchen. Der Weg für die Mediand:innen geht nach den ersten Schritten und der Beendigung einer Mediation weiter. Er erfordert die Fähigkeit, Empathie für den Standpunkt des anderen zu entwickeln und gemeinsam Lösungen zu finden, um die Beziehung zu reparieren. Versöhnung bedeutet nicht, dass vergangene Fehler ignoriert und grundsätzlich nicht mehr gesehen werden, sondern dass man bereit ist, über sie hinwegzusehen und gemeinsam nach vorne zu schauen. Gemäss meiner Erfahrung kann der Prozess der Mediation den Versöhnungsprozess oft anstossen. Die Gestaltung der weiteren zukünftigen Beziehung liegt jedoch ausserhalb meines Einflusses. Auch wenn es nicht immer zu einer expliziten Vereinbarung der zukünftigen Beziehungsgestaltung in dieser Art von Mediation kommt, so wurde doch stets die intergenerationelle Beziehung klarer. Es wird benannt, was geschehen ist, was gewünscht wird und was möglich sein soll und kann.
Die transformative Kraft von Vergebung und Versöhnung
Als Letztes möchte ich noch erwähnen, dass Vergebung und Versöhnung letztlich die transformative Kraft besitzen, nicht nur mehrgenerationelle Eltern-Kind- Beziehungen umzugestalten, sondern auch gesellschaftliche und zwischenstaatliche Konflikte und Krisen zu überwinden. In interkulturellen und interreligiösen Gemeinschaften und Staaten, die von gegenseitigem Groll und Ressentiments geprägt sind, ist Vergebung und Versöhnung der einzig erfolgversprechende Weg zu einem friedlicheren und harmonischeren Zusammenleben. Gerade in hochkonfliktiven Gebieten wie dem Gaza-Streifen oder in der Ukraine führt kein Weg an der Kraft der Vergebung und Versöhnung vorbei. Der Akt der totalen Zerstörung und Vernichtung kann längerfristig wohl nie ein Weg zum friedlichen Miteinander sein.
Vergebung als mehr innerer Weg und Versöhnung als aktiver Prozess des Miteinanders erfordern nicht nur Mut und Entschlossenheit, sondern viel Mitgefühl und Großzügigkeit, was leider in den aktuellen Konfliktregionen sicher zu wenig vorhanden ist. Letztendlich liegt in der Vergebung und Versöhnung meine Hoffnung auf eine Welt, in der Frieden und Harmonie die Oberhand gewinnen.
Roger Sennhauser, im Mai 2024